Ausgabe #12 vom

Die „15-größte Stadt“

Duisburg als Exempel antiimperialistischen Wahns
GEORG DOMKAMP

„Duisburg ist die westlichste Großstadt des Ruhrgebietes, Universitätsstadt, Oberzentrum des Niederrheins und mit knapp 500.000 Einwohnern 15-größte Stadt Deutschlands“, prahlt das Internetportal der Stadt Duisburg. Dass nur jeder dritte Einwohner einen sozialversicherungspflichtigen Job hat, dass die Innenstadt trostlos und das kulturelle Angebot armselig ist, verschweigen die Werbebeauftragten der Stadt verständlicherweise. Immerhin hat man in den letzten Jahren versucht, Duisburgs Image als heruntergekommene und verlassene Ex-Rhein-Ruhr-Metropole aufzupolieren und verweist stolz auf den schick hergerichteten Landschaftspark, in dem sich Besucher von Ruhrgebietsromantik umschmeicheln lassen können, oder auf den teuer sanierten Innenhafen, der als Flaniermeile gedacht ist, obwohl eine nennenswerte Zahl von Gästen nach wie vor ausbleibt. Die Universität, mittlerweile mit der Essener zusammengelegt, wird in erster Linie von Pendlern besucht, die gerne noch ein wenig länger im „Hotel Mama“ wohnen bleiben wollen und deshalb viermal die Woche mit Bus und Bahn in die nahe gelegene Großstadt brausen. 
 
 Angesichts dieses deprimierenden Klimas erstaunt es wenig, dass Duisburgs Linke lieber die Augen vor dem heimischen Elend verschließt und stattdessen in die Ferne schweift, wo die Menschen vermeintlich noch für eine bessere und vor allem würdigere Zukunft kämpfen. Dass jedoch ausgerechnet die Basken oder gar Palästinenser und andere islamische Nazis die Projektionsgelüste der Duisburger Linken befriedigen sollen, ist aus dem Zustand der „15-größten Stadt“ alleine nicht zu erklären. Der Antiimperialismus, von dem hier die Rede ist, steht im Kontext einer internationalen Bewegung, deren Wahn sich gleichermaßen einem fetischistischen Antikapitalismus wie einer sich völkisch artikulierenden Zivilisationsfeindschaft verdankt, die zu analysieren Aufgabe kritischer Gesellschaftstheorie ist. 
 
 Auf letzteres soll an dieser Stelle dennoch verzichtet werden. Stattdessen soll das Material für eine zu leistende kritische Analyse herausgearbeitet, d.h. Aufklärung über die ganz und gar hässlichen Umtriebe der Duisburger Linken betrieben werden, deren besonders radikale Ausformung antiimperialistischer Ideologie und Praxis als exemplarischer Ausdruck eines real existierenden und sich immer weiter ausformenden Bündnisses von Linken und radikalen Moslems anzusehen ist. 
 
 Der ehemalige Oberbürgermeisterkandidat der Linkspartei zum Beispiel, Hermann Dierkes, empfahl zur Unterstützung der Palästinenser öffentlich einen Boykott israelischer Waren (WAZ, 24.2.09) und rechtfertigte sich, nachdem er u. a. von Seiten des Zentralrats der Juden in Deutschland kritisiert wurde, in einem Interview mit der radikal-islamischen Website Muslim Markt: „An meiner langjährigen Kritik an der israelischen Politik gegen die Palästinenser – und auch seine anderen Nachbarn – habe ich nicht einen Millimeter zurück zu nehmen.“ [1] Dierkes, dem von seiner Partei auch weiterhin der Rücken gestärkt wird, wusste deshalb in dem Interview auch davon zu berichten, dass „der Zionismus durch seine Unterdrückungspolitik Antisemitismus fördert“ und die „Keule ‚Antisemitismus’ als ganz gefährliche politische Waffe“ von einer zionistischen Lobby eingesetzt wird, über die Norman Finkelstein – „obwohl selbst Jude“ – bereits alles nötige gesagt habe. 
 
 Ein anderes Beispiel für die Widerlichkeiten, von denen man gehofft hatte, dass sie mit dem Niedergang des Ostblocks verschwinden würden, ist die Website „Kommunisten Online“ von Günter Ackermann, der übrigens keinen prominenten Verwandten in der Schweiz hat. Ackermann sieht sich als Wahrer des marxistisch-leninistischen Erbes und kämpft seit Jahren unerbittlich für „den Aufbau der Kommunistischen Partei Deutschlands“. Sinn und Zweck dieser Partei dürfte, legt man die Veröffentlichungen ihres Vorkämpfers zugrunde, vor allem die Eliminierung des „antideutschen faschistischen Lumpenpacks“ [2] sein, dem er etwa die Hälfte aller Einträge widmet. 
 
 Sind die Auslassungen Ackermanns aufgrund der sich in ihnen artikulierenden offenkundigen geistigen Umnachtung noch halbwegs amüsant, so sehr machen die Umtriebe eines „Vereins für Demokratie von unten“, der unter dem Namen „Initiativ e.V.“ berühmt-berüchtigt geworden ist, deutlich, dass noch der größte Irrsinn gefährlich sein kann, wenn er zur Tat schreitet. Diese antisemitische Zirkustruppe, die aus nicht einmal zehn Personen besteht, schafft es mit einer Periodizität in die Bücher des Nordrhein-Westfälischen Verfassungsschutzberichtes, dass man mutmaßen könnte, sie sei als Zwei-Euro-Job extra geschaffen worden, um der Beschäftigungslosigkeit der Überwachungsbehörden vorzubeugen. Einige Mitglieder des Zusammenschlusses [3] leben zwar auch in Köln, Bonn und Berlin, er hat aber seine Basis nach wie vor in Duisburg, von wo aus er regelmäßig seine antisemitischen und antiamerikanischen Kampagnen und Aufmärsche vorbereitet. Berühmt wurde der Verein nicht zuletzt durch regelmäßige körperliche Angriffe auf Antifaschisten, die gegen die antisemitischen Pro-Intifada-Umzüge des Initiativ e.V. protestiert hatten. Seit Ende 2005 veränderten die Kameraden dann ihre Strategie weg vom Kampf um die Straße hin zum Kampf um die Köpfe – und zwar vor allem diejenigen, die islamisch ticken. Neben dem next door burka girl, das der Initiativ e.V. mit seinen Plakaten und Aufklebern umwirbt, strebt die Vereinigung vor allem die Zusammenarbeit mit radikalen Moslems an, die als militante Speerspitze des antiimperialistischen Kampfes bewundert werden. Hauptansprech- und Bündnispartner sowie eine Art Einstiegsdroge in die islamistische Szene für die Aktivisten des Initiativ e.V. ist der Verein HDR (Human Dignity & Rights), der bis Ende 2008 ein Büro am Duisburger Innenhafen betrieb. Dort fand neben regelmäßigen politischen Schulungen auch die Planung für pressewirksame Aktionen statt. Geführt wurde das Büro von dem bis heute in Duisburg-Hochfeld ansässigen Murat Yilmaztürk. Yilmaztürk ist nicht nur der erste Vorsitzende des islamischen Vereins, sondern arbeitete bis Mitte 2007 als Dolmetscher für Duisburger Polizeibehörden und Gerichte. [4] Der HDR ist ein deutscher Ableger der türkischen links-islamischen Organisation „Özgür Der“. [5] Sie verfolgt das Ziel, aus der Türkei eine islamische Republik zu machen. Darüber hinaus begreift sie sich als Teil der Umma und hat sich folgerichtig die Vernichtung des Staates Israel auf die grüne Fahne geschrieben. Deshalb unterhält „Özgur Der“ unter anderem enge persönliche Kontakte mit Vertretern der Hamas, die immer wieder zu gemeinsamen Aktionen, z.B. Geldsammlungen und Veranstaltungen, führen. 
 
 Wie jede freie Kameradschaft ist auch der deutsche Ableger von „Özgür Der“, der HDR, auf Netzwerke angewiesen. Neben den altbewährten Betätigungsfeldern innerhalb der deutsch-islamischen Community, also Agitationsversuchen in Milli Görüs-Moscheen und bei Veranstaltungen islamischer Konkurrenzvereinigungen, erkannte die Organisation relativ schnell die regressive Sehnsucht derjenigen deutschen Linken, die sich für autochthone Völker und Antisemitismus begeistern können. Der Initiativ e.V. stellte sich rasch als einer der vielversprechendsten Kandidaten für eine Konversion zum Jihad heraus. Gedrängt von der österreichischen Zentrale, der „Antiimperialistischen Koordination“, doch endlich mal den Schulterschluss zu attraktiven Migrantentruppen zu suchen, ging der Initiativ e.V. bereitwillig auf die Offerten des HDR ein und schätzte sich ob der Verankerung in der islamischen Community glücklich. Doch verlief die Zusammenarbeit zu Beginn nicht so problemlos, wie man gedacht hatte: So galt es 2004 bei einem Naziaufmarsch in Duisburg, die linke Anhängerschaft dazu zu überreden, auf einen rosa Block aufgrund islamischer Befindlichkeiten zu verzichten. Der Erfolg dieser Forderung war mäßig und so liefen dem Initiativ e.V. die Demonstranten davon. 
 
 Überhaupt lässt sich konstatieren, dass sich die Duisburger Antiimperialisten im Zuge ihrer Zusammenarbeit mit islamischen Organisationen nicht nur Freunde gemacht haben. Nach langem Zögern sind einige linke Gruppen von ihren ehemaligen Genossen abgerückt, so dass letztes Jahr sogar ein Bündnis antifaschistischer Gruppen bei der Roten Hilfe einen Antrag zur Entziehung aller finanziellen Unterstützung für den Initiativ e.V. einreichte, der aber letztendlich aufgrund des antiimperialistischen Konsenses bis in den Bundesvorstand hinein zum Scheitern verurteilt war. Die Rote Hilfe zog den Antrag im Hinblick auf eine vermeintliche "Grundsatzdebatte" zurück. 
 
 Allerdings muss berücksichtigt werden, dass die Demokraten „von unten“ sich als Avantgarde einer weltweiten Bewegung wissen, weshalb Misserfolge beim Kampf um die Massen sie ohnehin nicht von ihren Vorhaben abbringen können. Im Gegenteil: Je erfolgloser die eigene Politik ist, umso mehr wirft man sich den immer barbarischeren Gruppen an den Hals – von der Hizbollah über die Hamas und die ETA bis zu al Kaida, die völlig zu Recht als Bestandteil des "irakischen Widerstands" betrachtet wird. Doch der Hauptverbündete war nach wie vor der HDR: Intensiviert wurde die Zusammenarbeit der Antisemiten durch die jährlich stattfindenden Aufmärsche in Duisburg zum Jahrestag der Intifada (2005 in Köln, danach immer in Duisburg), den Jahrestag des „Überfalls“ auf den Irak sowie den Antikriegstag. Wo immer sich die Gelegenheit bot, gegen Israel und Amerika auf die Straße zu gehen, die türkischen Importbräute liefen mit den heiratswilligen Deutschen vom Initiativ e.V. mit. 
 
 Der vorläufige Höhepunkt der gemeinsamen Aktivitäten war Mitte 2006 erreicht: In regelmäßigen Abständen traf sich eine „Arbeitsgruppe“ von Initiativ e.V. und HDR am Flachsmarkt in den Räumlichkeiten des HDR. Dort gab es für die unbedarften deutschen Freunde Nachhilfeunterricht in Sachen Scharia, ferner galt es davon zu überzeugen, Judenfeindschaft, Homophobie und das Kopftuch als gottgegeben zu akzeptieren. Noch war den sich selbst als Linke verstehenden Aktivisten des Initiativ e.V. der Islam zwar irgendwie dubios, aber die Missionierungsarbeiten führten trotzdem nicht dazu, dass die Zusammenarbeit beendet worden wäre. Denn die weitere Arbeitsteilung gestaltete sich derart, dass der HDR alles, was der Initiativ e.V. organisierte, bezahlte. 
 
 Doch der HDR gab selbstverständlich nicht auf und sich auch nicht damit zufrieden, Sponsor einer etwas spleenigen Gruppe junger Leute zu sein. Wie im Gazastreifen, so ist auch in Duisburg die Almosenvergabe an Bedingungen geknüpft; der Geldgeber verlangt eine Gegenleistung. Diese Gegenleistung soll die Konversion zum Islam sein und der HDR bemüht sich verstärkt, den Freunden vom Initiativ e.V. das islamische Leben auch privat näher zu bringen. Als Appetithappen bot man der einzigen Frau im Verein „von unten“ an, sich arbeitstechnisch in die betriebseigene Frauensektion einzubringen - was sie, überzeugt von der Wichtigkeit ihres Tuns, auch einige Monate tat. Doch beim Initiativ e.V. handelt es sich nun mal nicht um bloße Wasserträger, sondern um Überzeugungstäter, die ihren Antiimperialismus für den „richtigen“ halten, den der Moslems dagegen nur für einen „prinzipiell richtigen“. Deshalb versuchte man seinerseits, den HDR auf Linie zu bringen. Im Februar 2007 fand im ehemaligen Gebäude des Neuen Deutschland eine „Irakkonferenz“ statt, die vom Initiativ e.V. mitorganisiert worden war. Man lud dorthin – im Wissen, dass diese Art von Zusammenkommen auf die HDRler wie Thalidomid wirken könnte – zwei Vertreter des HDR ein. Das nächste geplante Großevent, eine so genannte Widerstandskonferenz in Italien, sollte dann endlich das Arkanum deutsch-islamischer Verbundenheit werden. Die Aussicht, z.B. mit der Irakisch Patriotischen Allianz (IPA) zu Abend zu beten, ließ sich der HDR nicht nehmen. So flog u.a. der Duisburger Murat Kurt nach Terme Chianciano. Dort war zwar der Österreicher Wilhelm Langthaler (AIK) durchaus um seine türkischen Freunde bemüht, aber mehr als eine Grußbotschaft auf Papier zu bringen, bot er ihnen dennoch nicht an. So kam es zu einer Verstimmung zwischen den Vertragspartnern, die gar soweit ging, dass der HDR sich kurzfristig aus dem Duisburger Bündnis gegen Rechts zurückzog. 
 
 Zur Versöhnung – aber wohl nicht nur deshalb – nahmen Vertreter des Initiativ e.V. Ende 2007 am Al-Quds-Tag in Duisburg-Hochfeld teil. Zusammen mit knapp tausend radikalen Moslems lauschten sie u.a. der Live-Schalte mit dem Hamas-Führer Ismail Haniyya, der den Anwesenden versprach, dass Jerusalem bald wieder judenrein sein wird. Bei dieser für den Initiativ e.V. durchaus attraktiven Aussicht ließ man es sich gerne gefallen, nur einen Sitzplatz bei den Frauen, Kindern und anderen aus islamischer Sicht Minderwertigen zu haben. 
 
 Bis heute ist das Verhältnis zwischen dem HDR und dem Initiativ e.V. geprägt von Annäherung und Distanz. Wann immer es gilt, ein Opfer von Islamophobie zu präsentieren, steht der HDR Gewehr bei Fuß. Im Gegenzug organisiert der HDR die muslimischen Kohorten für die linken Aufmärsche und lässt sich gegebenenfalls auch nicht lange bitten, die eine oder andere Geldleistung zu erbringen. Aktuell betreibt man gemeinsam ein Bündnis, das sich „Stoppt die Hetze“ (SdH) nennt – gemeint ist natürlich die der Islamgegner. Dieser Zusammenschluss trat bereits des Öfteren bei medienwirksamen Veranstaltungen auf. So etwa bei den Protesten gegen den „Antiislamisierungskongress“ von Pro Köln, als SdH bei einer „symbolischen“ Menschenkette um die Ditib-Moschee in Köln-Ehrenfeld mitmachte. Auch auf rein islamischen Volksfesten treibt er sich herum, wie zuletzt in Düsseldorf, als die Kiezgröße Pierre Vogel die Märtyrerin und Schwester im Islam, Marwa El-Sherbini, abfeierte. Murat Yilmaztürk vom HDR sorgte persönlich dafür, dass die mit der Naziparole „Kein Blut für Öl“ geschmückten Elendsgestalten zwischen ihren Brüdern und Schwestern im Geiste Flugblätter des Bündnisses verteilen durften. Als Dank dafür holte der Initiativ e.V. dann Pierre Vogels „Muslime gegen Rechts“ [6] für die Gegendemonstration anlässlich des Naziaufmarsches am 5. September nach Dortmund ins Boot. Warum Pierre Vogel und seine deutschen Steigbügelhalter am Antikriegstag ausgerechnet gegen den braunen Mob demonstrierten, anstatt ihn für den antiimperialistischen Kampf zu rekrutieren, bleibt wohl ihr Geheimnis. Aber wer weiß, was da noch kommen mag. Das Kundgebungsmotto der Nazis jedenfalls war sowohl HDR- als auch Initiativ e.V.-tauglich: „Gegen imperialistische Kriegstreiberei und Aggressionskriege“.
 
 
 Anmerkungen:
 
 [1] 
 
 
 [2] 
 
 [3] Anm. d. Redaktion: Die Namen der Mitglieder und ihre Arbeitsstellen sind der Redaktion inzwischen vollständig bekannt und werden ggf. – d.h. wenn es wieder einmal darum gehen sollte, gewalttätige Angriffe des Initiativ e.V. auf proisraelische Demonstranten strafrechtlich zu ahnden – auf Anfrage herausgegeben. Von einer Veröffentlichung sehen wir aber aus Gründen der Wahrung der Persönlichkeitsrechte ab. 
 
 [4] Vgl. http://www.wdr.de/themen/politik/nrw/verfassungsschutzbericht/2008/index.jhtml 
 
 [5] http://www.ozgurder.org/v2/index.php 
 
 [6] Vgl. dazu das Editorial der Prodomo Nr. 11/2009. 

 

Ausgabe 12

Download der gesamten Ausgabe:

PDF | EPUB | Kindle/MOBI | RSS